Biosynthese®
Die Biosynthese ist eine tiefenpsychologisch und somatisch (körperlich) fundierte Methode, die neben dem Gespräch vielfältige Möglichkeiten der therapeutischen Interaktion einsetzt.
Sie möchte das im Trauma versteckte menschliche Potential befreien und begreift sich als prozessorientierten Entwicklungsweg, der das Individuum als einzigartig und multidimensional anerkennt und sein breites Spektrum von Entwicklungsmöglichkeiten fördert. Das Wort „Biosynthese“ bedeutet „Integration des Lebens.“
Was bedeutet tiefenpsychologisch?
Tiefenpsychologische Therapiemethoden gehen davon aus, dass das Unbewusste ein wesentlicher und hochwirksamer Teil unseres psychischen Lebens ist, der einen enormen Einfluss auf unser Fühlen, Denken und Handeln ausübt. Es gehorcht allerdings völlig anderen Funktionsprinzipien und Gesetzmäßigkeiten als die bewussten Vorgänge.
Dass uns einige unserer Persönlichkeitsanteile nicht bewusst sind, hängt mit frühen Bindungserfahrungen zusammen. In der Kindheit, in der wir völlig abhängig und daher auf liebevolle Zuwendung, emotionale Sicherheit und Wohlbefinden angewiesen sind, können Erfahrungen der Ablehnung und Unsicherheit, des nicht adäquaten Beantwortens unserer kindlichen Bedürfnisse dazu führen, dass alle die Anteile in uns, die mit solchen schmerzlichen Erinnerungen verbunden sind, ausgeblendet und damit nicht mehr wahrgenommen werden.
In der Ursprungssituation ist das ein sinnvoller Schutz für das Kind um die seelische Belastung zu minimieren und erträglich zu halten, im späteren Leben jedoch kann dies zu erheblichen Beeinträchtigungen und Störungen führen. Unbewusst werden nämlich immer wieder „alte Bewältigungsstrategien“ abgerufen, um mit gegenwärtigen Situationen umzugehen. Häufig sind diese aber völlig inadäquat und führen zu Leid.
Tiefenpsychologische Methoden unterstützen daher den Bewusstwerdungsprozess verborgener Vorstellungen, Wünsche, Gedankenmuster, Gefühle und Überzeugungen durch das Aufdecken der ursprünglichen Erfahrung. Dadurch werden Einsicht, persönliches Wachstum und aktive Veränderungen möglich. Ein Gefühl des passiv Ausgeliefert Seins kann in selbstbestimmtes, aktives Handeln transformiert werden.
„Das Unbewusste ist kein dämonisches Ungeheuer, sondern ein moralisch, ästhetisch und intellektuell indifferentes Naturwesen, das nur dann wirklich gefährlich wird, wenn unsere bewusste Einstellung dazu hoffnungslos unrichtig ist. In dem Maße, wie wir verdrängen, steigt die Gefährlichkeit des Unbewussten.“
C. G. Jung
Was heißt somatisch fundiert?
Körper und Seele sind aufs engste miteinander verbunden. Jede Erfahrung, die wir machen, speichern wir auch körperlich – in jeder einzelnen Zelle. In unseren Muskelzellen bewirkt das, je nach erlebter Situation, einen entspannten, angespannten oder schlaffen Muskeltonus und wir atmen dadurch tief, flach oder unregelmäßig. Wir nehmen mit der Atmung korrespondierende Körperhaltungen ein, die entsprechende Gefühle oder Gedanken in uns initiieren und die ihrerseits wiederum körperliche Vorgänge beeinflussen.
Bis etwa zur Mitte unseres zweiten Lebensjahrs hat diese „Körpererinnerung“ eine ganz besondere Bedeutung, denn sie ist die einzige. Eine Erinnerung im Sinne eines bewussten Gedächtnisses, das sich in Raum und Zeit orientieren kann, entwickelt sich erst allmählich ab diesem Alter. Das bedeutet, alle Erfahrungen in unseren ersten beiden Lebensjahren werden nonverbal, emotional, sinnlich-körperlich gespeichert.
Werden diese Erinnerungen durch ein Geschehen in der Gegenwart aktiviert, ist das nicht verbunden mit einem Gedanken wie „jetzt erinnere ich mich gerade an …“, sondern sie beeinflussen unsere Gefühle, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen direkt und ohne dass wir uns einer Verbindung zur Vergangenheit bewusst wären.
Mangelerfahrungen aus dieser Zeit haben demnach „keine Sprache“, sie drücken sich aus über Atmung, Mimik, Gestik, Stimme, Bilder und Symbole. Diese Körpersprache nutzen wir in der Therapie. Wir lauschen ihr, hören ihr zu und lernen mit der Zeit, uns wieder mit unserem wahren Selbst zu verbinden.
Was geschieht in der Therapie?
Im Mittelpunkt der Therapie stehen immer Ihre Bedürfnisse und Wünsche, d.h. nicht Sie müssen sich einer therapeutischen Methode oder Sichtweise anpassen, sondern wir stellen Ihnen einen individuellen, zu ihrer jeweiligen Situation passendes therapeutisches Setting zur Verfügung, orientiert an Ihren Ressourcen.
Dabei arbeiten wir mit Prozessen der Selbstentfaltung und streben die Verbindung der drei wesentlichen Bereiche des Menschseins an:
Bei der Arbeit mit dem Körper stützen wir uns auf Prinzipien der Embryologie, wir versuchen, Atemmuster, Muskeltonus und Gefühlsausdruck zu integrieren, z.B. durch Übungen zum Wahrnehmen bestimmter Körperregionen oder eine therapeutische Berührung.
Bei der Arbeit mit der Psyche unterstützen wir die Verbindung von Fühlen, Denken und Handeln. Wie bin ich mit mir selbst in Kontakt und wie trete ich zu anderen in Beziehung? Wie drücke ich mich aus? Wie grenze ich mich ab? Das kann ebenfalls über die Arbeit mit Körperimpulsen oder dem Atemfluss geschehen, über das therapeutische Gespräch oder zum Beispiel das Malen eines Bildes.
Die spirituelle Grundlage der Biosynthese betont den zentralen Aspekt des Mitgefühls – für sich selbst wie für den anderen. Hier geht es darum, unsere eigenen Qualitäten und Ressourcen zu entdecken und anzuerkennen, es geht um die Arbeit an Vorstellungen, Bildern und Visionen.
Heilung und Transformation werden immer dann möglich, wenn die Lebensenergie befreit werden kann. Wenn beispielsweise Bewegungen, die in einer belastenden Ursprungssituation hilfreich gewesen wären aber nicht ausgeführt werden konnten, im Jetzt ausgedrückt werden können. Das lässt sich am einfachsten an einem Beispiel verdeutlichen:
Ein Kind, das regelmäßig geschlagen wird, nimmt automatisch eine Körperhaltung ein, durch die es sich klein macht. Seine Muskeln spannen sich an und ziehen sich zusammen. Zum einen macht es sich damit möglichst unauffällig, in der Hoffnung, nicht geschlagen zu werden, zum anderen versucht es so, den körperlichen Schmerz zu mildern.
Durch die Regelmäßigkeit wird die Haltung zum Automatismus und sie wird auch dann noch aufrechterhalten, wenn das Kind erwachsen geworden ist und keine reale Gefahr mehr besteht. Kognitive Einsicht, falls sich der Erwachsene überhaupt an die Schläge erinnert, kann hieran nichts ändern.
Die gebundene Energie kann befreit werden, wenn der Klient eine Bewegung oder Handlung nachholen kann, die ihm damals geholfen hätte, zum Beispiel ein Wegstoßen des Aggressors. Wenn er im therapeutischen Kontext erlebt, das er jetzt handeln kann und nicht mehr klein, hilflos und ausgeliefert ist, sondern seine Kraft spürt. Sein Körper kann dann diese Haltung aufgeben und es entsteht ein neues Körper- und Lebensgefühl.
(Das Beispiel ist der Verständlichkeit halber stark vereinfacht und zeigt nur einen isolierten Ausschnitt eines komplexen und individuell sehr unterschiedlich verlaufenden therapeutischen Prozesses.)
Dr. David Boadella hat die Biosynthese in 40 Jahren erforscht und entwickelt. Sie wird fortlaufend von ihm und seiner Frau, Dr. Silvia Specht Boadella sowie Mitgliedern der „International Training Faculty of Biosynthesis“ in Theorie und verschiedensten Anwendungsfeldern weiterentwickelt.
Die Biosynthese ist vom Europäischen Verband für Psychotherapie (EAP) wissenschaftlich anerkannt.
Wir sind Mitglied der Internationalen Stiftung für Biosynthese (IFB).
Weitere Informationen:
Internationales Institut für Biosynthese IIBS:
www.biosynthesis.org
Internationale Stiftung für Biosynthese IFB:
www.biosynthesis.org/html/community.html